Teichmühle Steinwiesen

Museum und Betrieb zugleich

Erlebnistourismus soll zulegen

Beim Mühlenfest am Sägegatter

Die Teichmühle bei Steinwiesen ist bereits bei "Handwerk und Kultur erleben" mit im Boot und wird vor allem als Tagesfahrt zusammen mit dem Klöppelmuseum in Nordhalben gebucht. Foto: Susanne Deuerling

                                                von Susanne Deuerling

Steinwiesen - Der Frankenwald und die daran anschließende Rennsteigregion haben sehr viel zu bieten. Nur sehen das die Einheimischen oftmals gar nicht. Sie nehmen das Potenzial ihrer Heimat nicht so bewusst wahr wie Auswärtige. Deshalb haben sich bereits vor Jahren Partner zusammen gefunden, die in der Rennsteigregion das Projekt "Handwerk und Kultur erleben" ins Leben gerufen und zu einem Netzwerk an Angeboten ausgebaut haben. Durch eine enge Zusammenarbeit mit Museen, Gastronomie und Unternehmen wurde ein Programm für Gruppenreisen geschaffen, das inzwischen vor Ort, aber auch über die Grenzen hinaus bekannt ist. In dieses Boot einzusteigen, dazu wären auch im Rodachtal einige Unternehmer, Museen und Gastronomiebetriebe bereit.

Das Obere Rodachtal bietet viel. Sei es die Flößerei in Wallenfels, das Flößermuseum in Unterrodach oder die Teichmühle in Steinwiesen. Die Rodachtalbahn zieht ihre Bahn von Steinwiesen bis Nordhalben. Auf der Strecke liegt die Ködeltalsperre und am Ende das Klöppelmuseum. Betriebe wie Kober Porzellan in Steinwiesen bieten bereits jetzt Kurse an, die gerade von Studenten gerne angenommen werden, im BioBackhaus Stumpf in Wallenfels finden Brotbackkurse für Gruppen bis 20 Personen statt, sogar ein "Brotseminar" kann man hier buchen.

"Schatzorte des Oberen Rodachtals"

 

Der Geschäftsführer von "Handwerk und Kultur erleben", Thomas Luger, setzt auf Expansion. Er ging bei einer Veranstaltung am Mittwochabend darauf ein, dass man sich auf Gruppenreisen spezialisiert habe. "Menschen begeistern Menschen" - dieser Slogan habe sich in den letzten Jahren bewährt. Die Besucher sollen mit vielen Erlebnissen nach Hause fahren, ihnen sollen die Geschichten in Erinnerung bleiben und wer zufrieden ist, kommt wieder und empfiehlt auch seine Erfahrungen weiter. "Das Problem unserer Region ist das fehlende Selbstwertgefühl der Menschen", sagte Luger. Deshalb müssen die Schätze erkannt, belebt und benannt werden. Und dazu gehören die vielen "Schatzorte" des Oberen Rodachtals. "Wir sind nicht ganz uneigennützig hier", bekannte Luger. "Uns geht langsam das Futter aus, wir brauchen neue Anlaufstellen." Und je mehr Angebote es gibt, desto größer sei auch der Wettbewerb, desto mehr strengen sich die Anbieter an. Der Kunde spüre das.

Unter der Moderation von Bürgermeister Jens Korn aus Wallenfels stellten sich alle Teilnehmer der Veranstaltung vor und brachten ihre Vorstellungen bei einer Kooperation vor. Ein Teil von ihnen ist bereits mit an Bord, so die Teichmühle, das Klöppelmuseum oder auch teilweise die Rodachtalbahn. Doch es gibt noch viel mehr im Oberen Rodachtal. Für Kreisheimatpfleger Hans Blinzler sollte die Natur und das Wandern, das so viel Potenzial hat, mehr im Vordergrund stehen. Michael Kestel aus Marktrodach warf das Thema Thementouren mit dem Fahrrad in den Raum und meinte, der Silberberg und der Eisenhammer könnten interessanter dargestellt werden.

"Die Menschen sind heute neugierig, sie wollen was erleben. Sind sie mutig und arbeiten sie selbstbewusst ein Programm für ihren Betrieb, ihr Museum oder ihre Gastronomie aus, sie werden sehen, es wird angenommen", erklärte Thomas Luger. Und er lud auch alle ein, die bei dieser Infoveranstaltung nicht dabei waren, sich Gedanken zu machen und mit einzubringen.

"Grenzübergreifendes Angebot"

 

Dadurch, dass für Gruppenreisende sogenannte "Pakete" angeboten werden, könnten die Angebote des Oberen Rodachtals problemlos mit einfließen. Eine "länderübergreifende" Zusammenarbeit von Franken und Thüringen leiste außerdem einen guten Beitrag dafür, dass Menschen zweier unterschiedlicher Tourismusregionen und Bundesländer noch enger zusammenwachsen und sich intensiver austauschen. Das Angebot sei deshalb bewusst "grenzenlos".

Sandra Heinz vom Tourismusverband Oberes Rodachtal steht voll hinter der Idee der Kooperation mit der Rennsteigregion. Sie ist überzeugt davon, dass die Zusammenarbeit auch den Tourismus im Oberen Rodachtal weiter nach vorne bringen wird. "Wir werden das mit jedem einzelnen Anbieter klären, jeder muss seine Ideen vorstellen. Aber oftmals braucht es einen kleinen Stups, damit man sich auch traut, etwas wagt", sagte Sandra Heinz. "Das Potenzial ist da, doch die Arbeit beginnt erst jetzt so richtig", bestätigte sie.

Für Jens Korn steht eines fest: Gemeinsam können Erlebnisse in der Region auf die Beine gestellt, die Verbindung zwischen den einzelnen "Attraktionen" hergestellt und so ein harmonisches neues Angebot an Gruppenfahrten erstellt werden. Auch Markus Franz vom Frankenwald Tourismus sah die Zusammenarbeit als etwas Positives, "das sicher neue Besucher anlocken wird".

Handwerk & Kultur

 

"Handwerk und Kultur erleben" ist ein länderübergreifendes Kooperationsprojekt in der Rennsteigregion. Gegründet wurde das Bündnis im Jahr 2007 von mittelständischen Unternehmen aus dem nördlichen Landkreis Kronach. Ziel dieser Initiative war und ist die Förderung des Tourismus in der Rennsteigregion. Man will Menschen bei Erlebnis-Werksbesichtigungen, mit Brauchtum und Tradition begeistern. In den ersten drei bis vier Jahren hatte man Wachstumsquoten von fast 30 Prozent und lag auch danach noch stabil bei Steigerungsraten von 15 bis 20 Prozent. Das Erfolgsgeheimnis ist, dass die Besucher in der Region eine Vielfalt an Sehenswürdigkeiten aus dem Bereich Kultur geboten bekommen, ergänzt durch ein abwechslungsreiches kulinarisches Genussangebot und unterstützt durch Unternehmen, die ihre Produkte bei einer Besichtigung der Herstellung zum Verkauf anbieten.

 

Quelle: Neue Presse Coburg -  Lokalausgabe Kronach - vom 13. April 2018

Das Foto zeigt mit der roten Jacke Altlandrat Dr. Heinz Köhler, der 1982 die Teichmühle von einer Zewckentfremdung rettete, indem der Landkreis Kronach 10,5 von 12 Schneidtagen erwarb. Ein weiterer Schneidtag ist im Eigentum der Marktgemeinde Steinwiesen. Ein halber Anteil ist in Privatbesitz.