Teichmühle Steinwiesen

Museum und Betrieb zugleich

Wie funktioniert die Teichmühle?

1. Der Antrieb

Im Hauptfluss „Rodach“, einem Gewässer II. Ordnung, wird das Wasser bis zu einer behördlich erlaubten Höhe gestaut und in den Mühlgraben geleitet, der an der Teichmühle vorbeiführt. Vor dem Mühlrad, das sich am Mühlengebäude befindet, wird das Wasser nochmals im Mühlgraben gestaut.  Der "Rechen" schützt das Mühlenrad gegen Beschädigungen, die sogenannte "Schütze" reguliert die Wassermenge,  die zum Mühlenrad fließt. Das Wasser trifft beim Öffnen der Schütze das Mühlrad an seinem tiefsten Punkt (unterschlächtig) und setzt es in Bewegung.

Das Mühlrad der Teichmühle ist ca. 4 Meter hoch und 0,85 Meter breit. Bei einem Zufluss mit ganz geöffneter Schütze von 1000 Liter pro Sekunde (!) leistet es max. 7 PS.

Vom Mühlrad wird die Kraft über verschiedene Zahnräder auf die Transmission übertragen, von der früher der Altdeutsche Gatter mit bis zu max. 3 Sägeblättern, der Kettenzug, die Kreissäge, die Schleifmaschinen und später ein kleiner Generator angetrieben worden sind.

Heute reicht für einen sinnvollen Betrieb die Wasserkraft nicht mehr aus, da im vorhandenen über 120 Jahre alten Eisenvollgatter mit max. 10 Sägeblättern eingebaut werden können. Hierzu wurde früher ein Dieselmotor verwendet, der seit dem Jahr 2000 durch einen Elektromotor aus dem VEB Wernigerode mit ca. 30 KW (= 40,79 PS) ersetzt wurde.

 

2. Der Schneid- oder Sägevorgang

Das Langholz wird auch heute noch mit seiner Baumrinde per Holztransporter zur Teichmühle gefahren. Dann werden sogenannte „Blöcher“ von 3 bis 4,5 Meter Länge mit der Motorsäge vorbereitet. Früher war das Handarbeit. Bevor die Blöcher verarbeitet werden kann, werden sie im Mühlgraben gewässert. Die Baumrinde wird weich und Steine wie auch andere Fremdkörper, die sich beim Holzeinschlag und Holzschleifen in der Rinde festgesetzt haben, lösen sich und fallen in den Mühlgraben. Deshalb würde auch kein Sägewerk um keinen Preis der Welt nicht entrindete Hölzer verarbeiten.

Die nassen „Blöcher“ werden dann mit Hilfe eines Ketten- oder Seilzuges vom Mühlgraben in den Sägeschuppen auf eine Art Podest gezogen. Von dort kommen die Blöcher in einen Vorspannwagen und auf die Vortriebwalzen des Eisenvollgatters. Dieser wurde zu königlich-bayerischer Zeit in der Maxhütte Bergen/Chiemgau hergestellt und hat mittlerweilen seinen dritten Standort in einer Schneidmühle. Dann wir der Gatter eingeschaltet. Der in ihm bewegliche Sägekorb mit den Sägeblättern geht dann sehr schnell und laut auf und ab und sägt das Holz. Die Abstände zwischen den Sägeblättern können auf unterschiedliche Breiten eingestellt werden, so dass Balken, Bohlen, Bretter, Dachlatten usw. hergestellt werden können. Ein Walzenpaar zieht das geschnittene Holz aus dem Gatter. Ein Nachspannwagen sorgt für die Fixierung während des Schneidens. Dann werden die Bretter mit der Kreissäge noch gesäumt. Dabei wird die verbliebene Rinde vom Holz weggesägt, so dass die Außenkanten der Bretter schnurgerade werden.

Der letzte Arbeitsgang ist das Stapeln des geschnittenen Holzes hinter der Mühle zum Trocknen. Die Holzreste unter 2 Meter sowie die Sägespäne durfte der Schneidmüller verkaufen. 

 

3. Das Mühlholz

Die Interessenten erhalten jährlich eine bestimmte Menge Rundholz vom Staat, das sogenannte Mühl- oder Konzessionsholz. Die Forstämter liefern das Mühlholz an den Mühlvogt zum jeweiligen Taxpreis, d.h. zum durchschnittlichen Versteigerungspreis des jeweils letzten Jahres. Dadurch soll auch in wirtschaftlich schlechten Zeiten der Schneidbetrieb aufrecht erhalten und der Unterhalt des Stauwehres, das zur Mühle gehört, sichergestellt werden. Mengenmäßig erfolgte die Holzzuweisung an die Mühlen je nach Anzahl der Schneidtage. Voraussetzung ist ein intaktes Wasserrad. Auch darf die Schneidmühle nicht über eine längere Zeit ruhen oder stillgelegt sein. Ferner müssen mindestens zwei Anteilseigner an einer Mühle beteiligt sein. - Rechte aus dem Mittelalter, die sich bis heute bewährt und deshalb Bestand haben. Wie lange hält heute ein Gesetz bis zu seiner ersten Änderung?

© Mühlenverein Rodachtal e.V.